Kerameikos / Κεραμεικός

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Kerameikos- Friedhof der antiken Stadt Athen

Der Kerameikos ist der bedeutendste unter den zahlreichen Friedhöfen der antiken Stadt Athen. Er ist der einzige, der von der modernen Großstadt nicht überbaut worden ist, der deshalb gut erforscht werden kann und dem Besucher zugänglich ist.

Geschichte

Der Kerameikos erhielt seinen Namen von den antiken Töpfern (Kerameis), die hier außerhalb der Stadtmauern und in der Nähe der Gräber, über viele Jahrhunderte ihre Werkstätten besaßen.

Ziele

Nach zweijähriger Unterbrechung ist im Jahr 1998 mit einem neuen Ausgrabungsabschnitt begonnen worden. Ziel der neuen Grabung ist die systematische Erforschung der Geschichte der Akademiestraße, soweit sie im Grabungsgelände liegt. Schon jetzt zeichnet sich ab, daß diese Straße im Laufe ihrer Geschichte tiefgreifende Veränderungen erfahren hat, die zugleich eng mit der historischen Entwicklung der Stadt Athen zusammenhängen und diese selbst besser zu verstehen hilft.

Aktuelle Arbeiten

Geschichte der Erforschung Die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen auf dem Gelände des Kerameikos wurden bereits 1863 von der Griechischen Archäologischen Gesellschaft begonnen; allein dieser Tatsache ist es zu verdanken, daß die dort freigelegten antiken Denkmäler für die Wissenschaft und für die Besucher gerettet worden sind. 1913 wurde das Gebiet zur weiteren Erforschung der Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Instituts übertragen. In dem durch Grundstücksankäufe nach und nach auf 38 500 qm angewachsenen Gelände werden seither systematische Ausgrabungen durchgeführt. Die Abteilung ist auch für die Restaurierung der Denkmäler und die Pflege des Geländes verantwortlich.
Beschreibung Im Kerameikos (hier Plan) ist ein Abschnitt der antiken Stadtmauern aus dem frühen 5. Jh.v.Chr. mit zwei Toren erhalten: durch das schmalere Heilige Tor führt die Prozessionsstraße zum 20 km entfernten Demeter-Heiligtun von Eleusis; vom breiteren Dipylon-Tor aus erreichte man auf einer besonders breiten Promenade, die auch für kultische Wettläufe benutzt wurde, das Akademie-Gymnasium, bei dem der Philosoph Platon eine danach benannte Schule eingerichtet hatte. An dieser Straße lagen die auf Kosten des attischen Staates errichteten Gräber gefallenen Bürger und prominenter Politiker. Zwischen den Toren befindet sich das Pompeion, ein säulenumstandener Hof mit Speiseräumen, von dem die festlichen Prozessionen (Pompai) anläßlich der Feier der Panathenäen zur Akropolis ihren Ausgang nahmen. An der Straße nach Eleusis und an einer davon abzweigenden Nebenstraße liegen zu beiden Seiten die Gräber, die auf ihren hohen Unterbauten reichen Skulpturenschmuck tragen. Viele dieser Denkmäler sind gefunden worden, einige stehen noch immer seit der Antike in situ aufrecht, die meisten mußten wegen der Luftverschmutzung ins Museum überführt und durch Zementabgüsse ersetzt werden. Im Jahre 2000 wurde als eines der letzten Denkmäler das bekannte Wahrzeichen des Kerameikos, der kolossale Stier über dem Grab des Dionysios von Kollytos, ins Museum gebracht (hier Abb.). An seiner Stelle wurde eine Kopie aufgestellt. Unter diesen Gräbern und den anderen Bauten des Kerameikos haben sich viele ältere Grabanlagen nachweisen lassen, die bis in das Ende des 3. Jahrtausends zurückreichen.
Kerameikos als Biotop Besonders prägend für das Aussehen des Kerameikos ist die Tatsache, daß er von dem Bach Eridanos durchzogen wird. Dieser Bach entspringt an den Hängen des Lykabettos, durchfließt unterirdisch in einem antiken Kanal das Stadtzentrum und verläßt durch das Heilige Tor, parallel zur Heiligen Straße, oberirdisch das Stadtgebiet. Das Wasser des Eridanos verwandelt den Kerameikos in eine grüne Oase mit einem artenreichen Tier- und Pflanzenleben.
Bedrohung durch U-Bahn-Bau abgewendet Durch den Ausbau des athenischen U-Bahn-Netzes ist der Kerameikos in den letzten Jahren in den Blick der Weltöffentlichkeit geraten: Es war nämlich ursprünglich vorgesehen, eine Trasse der Athener Metro unter dem Gelände des Kerameikos zu verlegen, und zwar genau durch das Tal des Eridanos. Die Denkmäler und die Natur des Kerameikos waren durch diese Baumaßnahmen in höchstem Maße gefährdet worden. Auf Grund konzentrierter Proteste der Archäologen, der griechischen und internationalen Medien und schließlich auch einzelner europäischer Politiker konnte erreicht werden, daß dieser Plan ganz aufgegeben worden ist. Seitdem wird der Kerameikos auch von Schulklassen und Gruppen zunehmend häufiger besucht.
Programm der Verbindung archäologischer Stätten in Athen Der alte Plan, unter den verschiedenen Ausgrabungsgebieten in der Stadt Athen (Olympieion, Akropolis, Agora, Kerameikos, Akademie) eine bessere Verbindung herzustellen (sog. Enopiisi-Projekt), hat in den letzten Jahren dank finanzieller Unterstützung durch die EU greifbare Formen angenommen. Davon wird auch das Kerameikosgelände mit seinen gegenwärtigen Einrichtungen (Museum, Magazine) betroffen sein. Die Federführung für dieses Projekt liegt bei einem eigenständigen Gremium, das dem griechischen Kulturministerium unterstellt ist.

Ergebnisse

In bisher drei Grabungskampagnen (1998, 1999, 2000) wurde vor dem Dipylon ein Abschnitt der römischen Straße freigelegt, die vom Dipylon zum Piräus führte. Am südwestlichen Rand dieser Straße (und im Bereich der klassischen Prachtstraße) waren zwei Bebauungsphasen feststellbar: 1. eine ausgedehnte Anlage aus großen, wasserdicht verputzten Becken, die wegen der Funde von Purpurschnecken im ganzen Bereich als Färberei interpretiert werden kann. Die Datierung dieser Becken in nachsullanische Zeit ist durch das Fragment einer Marmorinschrift gesichert, die in das Jahr 119/118 v.Chr datiert ist. Sie wurde in der Mauer eines der Becken wiederverwendet gefunden. 2. Nach der Verfüllung dieser Becken wurde das Gelände am Ende des 1. Jhs.n.Chr. eingeebnet. Nun wurde eine Serie von Grabbauten am Straßenrand errichtet. Diese Grabbauten hatten etwa 150 Jahre Bestand, bevor sie bis in die Fundamente hinein abgetragen wurden. Die Steinblöcke sind sehr wahrscheinlich angesichts der drohenden Barbareneinfälle in der 2. Hälfte des 3. Jhs.n.Chr. für die Verstärkung und Erneuerung der Stadtmauer verwendet worden. Über den Ruinen luden die Kerameikostöpfer des ausgehenden 3. und 4. Jhs.n.Chr. ihren Töpferschutt ab, hauptsächlich Fehlbrände von Tonlampen und Terrakotten. Im Jahr 2000 wurden gegenüber dem Lakedaimoniergrab (403 v.Chr.), das am südwestlichen Straßenrand des Dromos liegt, mehrere Aufhöhungen der Kerameikosstraße festgestellt, die im Verlauf des 4. Jhs.v.Chr. stattgefunden haben. Durch die fundreichen Auffüllungsschichten unter den Straßendecken sind diese Straßen gut datierbar.
Museum und Funde Die Funde aus älteren Grabungen sind in das Nationalmuseum von Athen gelangt. Die Funde seit Beginn der deutschen Ausgrabungen sind im Kerameikos verblieben und z.T. im Kerameikos-Museum öffentlich ausgestellt, das aus Stiftungsmitteln des deusch-amerikanischen Industriellen Gustav Oberländer (1867-1936) nach Plänen des Architekten Heinz Johannes errichtet worden ist. Anhand ausgewählter Beispiele wird hier die kontinuierliche Entwicklung der Grabsitten, der Grabbeigaben und des Grabschmuckes über mehr als ein Jahrtausend von submykenischer Zeit (11. Jh.v.Chr.) bis in den Ausgang der Antike veranschaulicht. Wegen der beschränkten Ausstellungsfläche ist die Masse der Funde jedoch magaziniert (Besichtigung nur nach Rücksprache mit der deutschen Grabungsleitung und mit Zustimmung der Ephorie möglich). Ein neues, größeres Museum ist im Rahmen des Enopiisi-Projektes in Planung.

Ansprechpartner

Prof. Dr. phil. Wolf-Dietrich Niemeier

Klassische Archäologie
Telefon: + 30-210-33 07 400
Telefax: + 30-210-381 47 62
Email: [email protected]
weitere E-Mail Adresse: [email protected]

Dr. phil. Jutta Stroszeck

Klassische Archäologie
Telefon: + 30-210-33 07 422, +30-210-3252738 (Kerameikos)
Telefax: + 30-210-381 47 62
Email: [email protected]
weitere E-Mail Adresse: [email protected]

Literatur

Kerameikos. Ergebnisse der Ausgrabungen (bisher 16 Bände). – Am schnellsten orientiert der Führer von U. Knigge, Der Kerameikos von Athen (1988, auch in englischer und neugriechischer Sprache).